- Artikel-Nr.: 54604
Großes s/w-Foto (quer kl. 8°, 12,5 cm x 17,5 cm, Knickspur, Gebrauchsspuren, alter Wasserrand) mit rückseitig eigenhändiger Bezeichnung (wischspurig) und 2 NS Gymnasium-Stempel, Ort, Datum, Unterschrift signiert Zur Erinnerung an die Aufführung der Antigone. / Baden-Baden, im Mai 1941 WOHLEB
(Leo Wohleb, der parteipolitisch zu dieser Zeit nicht aktiv war, überstand die Machtergreifung der Nationalsozialisten zunächst ohne Nachteile. Am 6. Februar 1934 erhielt er aber einen Anruf des NSDAP-Gauleiters und Reichsstatthalters Robert Wagner, in dem dieser von Wohleb Rechenschaft über eine vermeintliche Ungleichbehandlung der Hitler-Jugend gegenüber katholischen Jugendorganisationen einforderte. Wohleb, der seinen Gesprächspartner am Telefon nicht erkannte, forderte seinerseits nähere Informationen von Seiten des Gesprächspartners ein. Nach heftigen und erregten Vorwürfen wegen des ungebührlichen Verhaltens Wohlebs gegenüber einem hohen Repräsentanten der Partei wurde ein weiteres Verbleiben des Gymnasialreferenten im Ministerium unmöglich.
Mit der Versetzung auf die Direktorenstelle des Gymnasiums Hohenbaden in Baden-Baden – Bemühungen, Wohleb wieder in Donaueschingen unterzubringen, scheiterten am Widerstand der dortigen lokalen NSDAP – ging die Affäre noch glimpflich aus, was Wohleb in erster Linie seinem Vorgesetzten im Ministerium, dem langjährigen Parteimitglied Herbert Kraft, zu verdanken hatte. Das Gymnasium Hohenbaden, mit seinen 180 Schülern eine kleine Anstalt, sollte bis 1945 dem geschassten Ministerialreferenten Unterschlupf bieten, immer misstrauisch beäugt von der lokalen NSDAP, auch überwacht von einzelnen Mitgliedern des Kollegiums. In seinem Lebenslauf für die Besatzungsbehörde schildert Wohleb seine Zeit in Baden-Baden wie folgt: „An eine aktive politische Tätigkeit war demnach in den ersten Jahren in Baden-Baden nicht zu denken, zumal ich von der Post, wie ich vertraulich erfuhr, überwacht wurde, bald auch (1935) in dem Baden-Badener Beiblatt des ‘Führers‘ wegen Begünstigung von Nichtariern und Halbariern angegriffen wurde und immer wieder Schwierigkeiten mit den sogenannten Hoheitsträgern hatte. Erst allmählich gewann ich Boden unter den Füßen, als die Schülerzahl des Gymnasiums wuchs, da die nicht nazistisch eingestellten Eltern ihre Kinder mit Vorliebe unserer Anstalt anvertrauten, und wir durch Aufführungen antiker Tragödien und die Leistungen der Schule auffielen. Ich begann 1938 oder 1939 Vorträge über Themen aus der griechisch-römischen Kultur- und Stadtgeschichte zu halten, die seitens der parteigegnerischen Kreise wegen ähnlichen, zeitgeschichtlichen Parallelen stark besucht wurden und die auch in den Kreisen der Zwangsparteimitglieder Beifall fanden. WIKI)